Mit 1:4 verlor Hertha BSC das Stadtderby gegen Union Berlin am Samstag. Der wohl größte Aufreger des Abends ereignete sich nach dem Abpfiff: Vor der Fankurve zogen sich einige Berliner Profis das Trikot aus und legten es auf den Boden. Das hatten einige Anhänger offenbar von den Spielern gefordert.
Herthas Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic kritisierte die Fans dafür. "Enttäuschung und Frust nach so einem Spiel - alles verständlich. Aber die Jungs aufzufordern, das Trikot abzugeben, weil sie es nicht wert sind, dieses Trikot zu tragen - da wird aus meiner Sicht eine Linie überschritten", betonte er am Sonntagvormittag im Sport1-Doppelpass. Das sei "nicht okay" und mache was mit den Spielern - "aber auf jeden Fall nichts Positives".
Bereits am Samstagabend hatte Bobic am Sky-Mikrofon gesagt, dass er der Aufforderung als Spieler nicht nachgekommen wäre: "Das hat nichts mit Konfrontation zu tun. Das muss jetzt auch nicht sein."
Herthas Außenverteidiger Maxi Mittelstädt hatte zuvor berichtet: "Ich habe auch nur gehört, dass wir das Trikot ausziehen und vorne hinlegen sollen. Nach dem Spiel ist es natürlich klar, dass die Fans sauer sind. Deshalb habe ich es gemacht." Er habe einen Konflikt vermeiden wollen, erklärte Mittelstädt.
Sky-Experte Lothar Matthäus zeigte Verständnis, dass die abstiegsbedrohten Berliner Folge leisteten und ihre Trikots niederlegten: "Man hat ja auch schon Fans auf dem Platz gesehen, da bekommt man es schon ein bisschen mit der Angst zu tun." Weiter sagte der 61 Jahre alte Ex-Profi: "Es ist eine traurige Geschichte. Es ist eine große Demütigung. Und es hilft der Mannschaft und den Spielern nicht weiter. Da muss Hertha mit den Fans kommunizieren. Schade, dass so etwas passiert."
Für die Berliner war das 1:4 die dritte Niederlage im dritten Derby gegen Union in der laufenden Saison (0:2 im Hinspiel, 2:3 im DFB-Pokalachtelfinale). Zudem war es die siebte Niederlage aus den vergangenen acht Spielen. Als Tabellensiebzehnter steht der Hauptstadt-Klub derzeit auf einem direkten Abstiegsplatz - punktgleich mit Arminia Bielefeld auf dem Relegationsrang und einen Zähler hinter Platz 15.
Dass der Fan-Eklat den Endspurt im Rennen um den Klassenerhalt negativ beeinflussen kann, hält Union-Sportchef Oliver Ruhnert für denkbar. "Wie willst du für die letzten fünf entscheidenden Spiele den Fokus behalten, wenn du Angst spürst?", fragte er im Doppelpass. "Das ist sicher der denkbar schlechteste Ratgeber."